02.10.2025 –, Benz gesamt
Die Entwicklung der Physik von Raum und Zeit ist eine Geschichte der Entfremdung. Wir stehen heute vor einer tiefen Kluft zwischen der Art und Weise, wie Menschen Raum und Zeit subjektiv erleben, und der Art und Weise, wie Raum und Zeit in der zeitgenössischen Physik verstanden werden. In der Welt der menschlichen Erfahrung sind Raum und Zeit sehr verschieden: der Raum organisiert die Dinge auf statische Weise, während die Zeit die Dinge auf dynamische Weise organisiert. In der Welt der zeitgenössischen Physik hingegen sind sich Raum und Zeit sehr ähnlich: Raum und Zeit bilden Aspekte einer einzigen Raumzeit, die alle Dinge auf statische Weise organisiert. Die zeitgenössische Philosophie hat die bedeutende Aufgabe, die Kluft zwischen der Physik der Raumzeit und der menschlichen Erfahrung von Raum und Zeit zu überwinden. In diesem Vortrag soll die Kluft beschrieben und ein Pfad der Versöhnung skizziert werden.
Thomas Sattig ist seit 2012 Professor für Theoretische Philosophie an der Universität Tübingen. Er war Student in Tübingen und an der Stanford University sowie Doktorand an der Oxford University, wo er 2001 seinen D.Phil. erhielt. Von 2002 bis 2005 war er British Academy Postdoctoral Fellow und Junior Research Fellow am Brasenose College, Oxford. Anschließend hatte er Tenure-Track-Stellen als Assistant Professor an der Tulane University und an der Washington University in St. Louis inne. Seit 2019 ist er regelmäßiger Gastprofessor an der USI in Lugano. Seit 2025 ist er gewähltes Mitglied der Academia Europaea.