Prof. Dr. Henry Keazor
Prof. Dr. Henry Keazor, seit 2012 Professor für Neuere und Neuste Kunstgeschichte an der Universität Heidelberg. Studium der Kunstgeschichte, Germanistik, Musikwissenschaft und Philosophie an den Universitäten Heidelberg und Paris (Sorbonne IV). Promotion 1996 mit einer Arbeit über den französischen Barockmaler Nicolas Poussin. Nach der Tätigkeit u. a. als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Kunsthistorischen Institut in Florenz sowie am Kunstgeschichtlichen Institut der Johann-Wolfgang-Goethe Universität Frankfurt in Frankfurt am Main: ebendort 2005 Habilitation mit einer Studie zur Malereireform der Carracci. Im Anschluss: Heisenberg-Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Seit 2015 ist Keazor ordentliches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. 2020 wurde er von der Académie française mit dem „Prix du Rayonnement de la langue et de la littérature françaises“ ausgezeichnet. Forschungsschwerpunkte: Französische und italienische Barockmalerei, zeitgenössische Architektur, Bildende Kunst und deren Rezeption, zum Beispiel in Literatur und Medien, sowie Musikvideos. Zudem: Beschäftigung mit dem Phänomen der Kunstfälschung in Studium und Lehre.
Beitrag
Kunstfälschungen sind eine Art zeitliche Flaschenpost, da sie auf die Wahrnehmung eines Künstlers/einer Künstlerin zu einer bestimmten Zeit reagieren: Indem die Kunstfälschung überzeugen möchte, erscheint in ihr das als jeweils Typisch empfundene – fast wie bei einer Karikatur – geradezu übertrieben deutlich. Daher erscheinen uns frühere Kunstfälschungen heute oft wenig überzeugend. Wir müssen uns selbst jedoch die Frage stellen, ob es nicht aktuell auch Fälscher gibt, die uns täuschen und die wir nur nicht erkennen, weil sie uns eben genau das zeigen, was wir zu sehen erwarten. "Zeit" ist auch insofern eine relevante Kategorie für die Entlarvung von Kunstfälschungen, als bei technischen Untersuchungen zuweilen Substanzen in einem fraglichen Werk entdeckt werden, die es zur angeblichen Entstehungszeit des Werkes noch gar nicht gab. Auch "Raum" und "Welt" spielen für Fälschungen eine Rolle. Gemeinsam mit einem Team erforsche ich diese Zusammenhänge aktuell im Rahmen eines Forschungsprojektes, in das im Vortrag Einblick gegeben wird.