Dr. Martin Braun
Martin Braun studierte Maschinenwesen mit den Vertiefungen Arbeitswissenschaft und Fabrikbetriebslehre. Er arbeitete zunächst als Hochschulassistent an der Universität Stuttgart. Seit 1999 ist er am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in der angewandten Arbeitsforschung tätig. Seine Forschungsschwerpunkte sind die menschengerechte Arbeitsgestaltung, Human Factors, Mensch-Technik-Interaktion und die digitale Transformation. In zahlreichen Projekten mit Auftraggebern aus Industrie, Gewerbe und öffentlicher Verwaltung erwarb er tiefe Einblicke in verschiedene Branchen der Arbeitswelt. Braun ist Lehrbeauftragter an der Universität Stuttgart und der Hamburger Fernhochschule.
Beitrag
Arbeit und Zeit sind zwei zentrale Gestaltungsgrößen des modernen Alltags. Eine ausgewogene Zeitgestaltung unter Berücksichtigung biologischer Eigenzeiten (d. h. endogene Rhythmen) und der Umwelteinflüsse (d. h. exogene Rhythmen) ist Grundlage für menschliche Leistungsfähigkeit und Gesundheit. Während der gesamten Evolution richtete die Menschheit ihr Leben nach natürlichen Rhythmen aus. Bis in das 19. Jahrhundert hinein strukturierten Tag-Nacht-Zyklen den Arbeitstag der Menschen. Die zeitliche Tagesstruktur orientierte sich an den zu bewältigenden Aufgaben. Die technischen und organisatorischen Neuerungen der Industrialisierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts (z. B. Kunstlicht) schufen Voraussetzungen für eine Loslösung des Menschen von natürlichen Zeitrhythmen. Im Vortrag werden das Zeitempfinden und die Auswirkung der industriellen Zeitwirtschaft erörtert und Dimensionen der sog. Zeithygiene aufgezeigt. Am Beispiel der Einwohner von Okinawa wird ein gesundes Zeitverständnis erörtert: Ein präsenter Lebensstil erhöht das Erinnerungsvermögen, weshalb die (Lebens-)Zeit nicht nur länger, sondern auch intensiver erlebt wird.